Die Wickel­tisch-Chal­len­ge

Ich ver­las­se mit Karl — gera­de zwei Jah­re alt — die Kin­der­arzt­pra­xis und bemer­ke den Hau­fen in der Win­del. Es ist schon fast Mit­tag und wir sind bei­de hung­rig. Ich möch­te eigent­lich nur schnell nach Hau­se, aber in der Stra­ßen­bahn ärge­re ich mich schon dar­über nicht doch noch­mal in der Pra­xis die Win­del gewech­selt zu haben. Die Win­del ist prall­voll und ich habe Sor­ge, dass sie aus­läuft bis wir zu Hau­se sind. Mir fällt ein, dass es bei dm neu­er­dings eine Wickel­ge­le­gen­heit gibt. Also Plan­än­de­rung: Beim Umstei­gen schnell noch einen Abste­cher zu dm, dann ab nach Hau­se. Dann sind wir auf der siche­ren Seite. 

Aber Karl hält von der Plan­än­de­rung offen­bar über­haupt nichts. In dem Moment als ich die fast über­quel­len­de Win­del öff­ne, bekommt er einen Wut­an­fall. Er wehrt sich laut­stark schrei­end mit Hän­den und Füßen gegen den Wickel­vor­gang. Er stram­pelt wild mit den Bei­nen und wippt mit dem Popo und allem was da noch dran klebt auf und ab. Wir ern­ten ers­te ver­stör­te Bli­cke. Ich ver­su­che ihn irgend­wie sau­ber zu machen aber die Kacke ver­teilt sich durch das Stram­peln nur. Eine Grup­pe Jugend­li­cher kommt vor­bei und ekelt sich laut­stark. Jetzt klebt auch noch was an mei­ner Hand. Nächs­tes Feucht­tuch. Ich hof­fe die Packung reicht. 

Ich ver­su­che Karl zu beru­hi­gen und gebe ihm einen sei­ner neu­en schwarz-gift­grü­nen Turn­schu­he in die Hand, die er so liebt. Dum­me Idee. Er pfef­fert den Schuh mit aller Kraft in die noch offe­ne Win­del. Mit einer Hand ver­su­che ich die stram­peln­den Bei­ne zu hal­ten, mit der ande­ren hole ich den Schuh aus der Kacke. Mist, wo stel­le ich den Schuh jetzt hin? Jetzt wür­de ich am liebs­ten um Hil­fe rufen. Oder wei­nen. Oder bei­des. Ich blei­be tap­fer. Also Schuh zurück in die Win­del, mit einer Hand Feucht­tuch raus­zup­fen, Schuh auf Feucht­tuch. Die Feucht­tuch­pa­ckung ist fast leer. Popo sau­ber machen, Füße sau­ber machen, Schu­he sau­ber machen, Wickel­tisch sau­ber machen. End­lich put­ze ich mir mit dem letz­ten Feucht­tuch die Hän­de ab. Kaum ist die fri­sche Win­del ver­schlos­sen, hat Karl sich urplötz­lich beru­higt und singt ver­gnügt vor sich hin. Es soll­te das ers­te und defi­ni­tiv ein­zi­ge Mal sein, dass wir zum Wickeln in den dm gingen.

Hin­weis: Die Namen unse­rer Kin­der sind in die­sem Bei­trag geändert

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