Ich mache eine Online-Fortbildung im Homeoffice. Ich befinde mich sechs Stunden täglich vor dem Computer im Schlafzimmer — mit Anwesenheitspflicht. Also sehr entspannt für mich, dafür weniger entspannt für Anja. Sie ist noch in Elternzeit und es sind gerade Ferien. Alle Kinder sind den ganzen Tag zu Hause.
Ich höre wie sich der Schlüssel in der Wohnungstür dreht. Mit dem Öffnen der Tür füllt sich die Wohnung mit einer beachtlichen Geräuschkulisse. Ich versuche den Lärm zu ignorieren und mich auf die Fortbildung zu konzentrieren. Der Lärm wird lauter. Ich höre Karl schreien und Marlene irgendetwas aus dem Badezimmer rufen. Dazwischen Anjas Stimme. “Gleich Marlene!” Ich strenge mich noch etwas mehr an, den Lärm auszublenden und mich wieder der Fortbildung zu widmen. Das ist garnicht so leicht. Der Lärm wird noch lauter, Marlenes Stimme aus dem Bad wird panisch. Anja, offensichtlich im Wohnzimmer immer noch mit Karl zu Gange, “GLEICH!”
Das macht so keinen Sinn. Ich unterbreche kurz und schaue nach.
Mir bietet sich folgendes Bild: Karl ist ausgerastet, weil er einen schlechten Geschmack im Mund hat. Er gibt Anja die Schuld daran. Anja versucht ihn zu beruhigen und zu erklären, dass sie nichts dafür kann und er aufhören soll, sie zu hauen. Derweil hat Jasmin die Gelegenheit genutzt, das DVD Regal auszuräumen und es geschafft eine DVD aus ihrer Hülle zu lösen. Mit ihrer Trophäe in der Hand ist sie zu Marlene ins Bad gekrabbelt. Marlene hat aus Versehen neben das Klo gepinkelt und schreit panisch weil Jasmin mit ihrem Lieblingsfilm in der Hand schnurstracks auf die Pipi-Pfütze vor dem Klo zusteuert.
Im letzten Moment wende ich das Unheil ab. Jetzt nur noch schnell Jasmin in Laufstall, DVD in Hülle, Hülle ins Regal. Die anderen Hüllen…
MAMI !!!
…lasse ich liegen. Weiter zu Marlene. Oh, Putzlappen vergessen. Schnell zur Kammer, Putzlappen holen, zurück ins Bad, Pipi-Pfütze aufwischen. Der Weg zum Klo ist frei. Marlene vom Klo heben, Marlene sauber machen, Marlene ins Zimmer zum Umziehen schicken. Wie gut, dass sie das schon alleine kann. Klo putzen, Lappen auswaschen, Hände Waschen uuuund zurück an den Rechner. Puuh! Ich glaube keiner hat’s gemerkt.
Hinweis: Die Namen unserer Kinder sind in diesem Beitrag geändert
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Liebe Anne,
was für berührende und zugleich humorvolle Geschichten aus dem Alltasgschaos! Bei allen Schwierigkeiten und Sorgen, die es sicher reichlich gibt — als Kind möchte man mit solchen Eltern aufwachsen!
Liebe Grüße, und schreib bitte weiter…
Andreas