Hallo. Schön, dass du hier bist.
Ich bin Anne und ich möchte auf diesem Blog von unserem in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlichen Leben erzählen.
Kinder zu haben ist wunderschön — und gleichzeitig wahnsinnig herausfordernd. Dies trifft umso mehr zu wenn eines der Kinder nicht ganz gesund ist. Unser ältester Sohn Karl* hat Autismus.
Dabei haben wir schon als ungewöhnliche Familie gestartet. Wir sind eine Regenbogenfamilie — unsere Kinder haben zwei Mamas. Schon als meine Frau Anja und ich uns kennenlernten, war für uns beide klar, dass wir irgendwann mal Kinder haben möchten. Wir haben uns wahnsinnig viele Gedanken gemacht, wie unsere Familie später mal aussehen könnte, welche Werte wir unseren Kindern vermitteln wollen, wie wir ihnen irgendwann unsere Familienkonstellation erklären, wie wir das im Kindergarten und in der Schule kommunizieren und so weiter.
Doch es ist alles etwas anders gekommen. Unser Regenbogen ist Karl. Schillernd und unnahbar.
Die Tatsache, dass unsere Kinder zwei Mütter haben, spielt angesichts der Herausforderungen, die wir jeden Tag bewältigen müssen nur noch eine nebensächliche Rolle. Vielmehr finden wir uns tagtäglich in Situationen wieder, in denen wir immer wieder aufs Neue erklären müssen (oder es zumindest versuchen), warum unser Sohn gerade das tut, was er tut.
Was im Alter von knapp zwei Jahren mit ein paar “Auffälligkeiten” und einer ausgeprägten Vorliebe für Waschmaschinen begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einer schweren Form der Autismus-Spektrum-Störung entwickelt. Dabei erleben wir durchaus Phasen in denen wir ein nahezu “normales” Familienleben führen können. Aber es gibt eben auch die “schwierigen” Phasen in denen Karl grundlegende Fähigkeiten, wie sprechen, sich selbst anziehen, alleine auf Toilette gehen, und alles was man in der Schule eben so lernen kann, wieder verlernt oder es zumindest nicht mehr abrufen kann. Begleitet werden diese regressiven Phasen von starken Zwängen und zahlreichen Wutausbrüchen, die zum Teil aus dem Nichts zu kommen scheinen. Und dann gibt es natürlich die vielen Phasen dazwischen.
Als Eltern geraten wir immer wieder an unsere Grenzen. Manchmal wachsen wir dabei über uns hinaus. Und manchmal müssen wir erkennen, wie weit wir doch von den irgendwann selbst definierten Ansprüchen einer guten Elternschaft entfernt sind. Und doch liegen die schönen und die schwierigen Erlebnisse oft ganz nah beieinander. Es sind die vielen kleinen Katastrophen über die man später gemeinsam lachen kann und die großen Herausforderungen, die uns zusammenschweißen.
*Die Namen unserer Kinder sind in diesem Blog geändert. Karl heißt nicht wirklich Karl. Doch wenn er sich selbst einen Namen geben könnte, wäre es vermutlich dieser. Hat man ihn früher gefragt wie er heißt, konnte man nur selten mit einer Antwort rechnen. Doch manchmal grinst er verschmitzt und antwortet: “Karl”.